Beim Kauf eines Feinstaubtaschenfilters stehen Kunden oft vor der Wahl Synthetikmedium oder Glasfasermedium. Auf der Basis von mehr als 60 Jahre Branchenerfahrung und umfangreichen Messdaten aus der Praxis zu beiden Medientypen haben wir Ihnen die wichtigsten Informationen zu Wirkungsweise, Abscheideleistung und Standzeit zusammengestellt, damit Sie eine qualifizierte Kaufentscheidung treffen können.
Unser Fazit: In puncto Konstanz und entladenem Abscheidegrad sind die Glasfasermedien über die gesamte Betriebszeit dem synthetischen Wave-Medium nach wie vor deutlich überlegen.
Für ein besseres Verständnis der Untersuchungsergebnisse ist es hilfreich, sich zunächst die Unterschiede zwischen Synthetik- und Glasfasermedien in Bezug auf Struktur und Wirkungsweise anzusehen. Dies geschieht nachfolgend am Beispiel der beiden Camfil-Taschenfilter Cam-Flo mit Synthetikmedium (Wave) und Hi-Flo mit Glasfasermedium.
Abbildung 1: Mikroskopischer Vergleich zwischen Glasfaser- (links) und Synthetikmedium (rechts), jeweils im Maßstab 1:100
Quelle: Ryf AG – Microscopy & Metrology Services
Ein Blick ins Mikroskop verrät, dass Glasfasermedien im Vergleich zu Synthetikfasermedien eine dünne und verflochtene Struktur besitzen. Dadurch verfangen sich deutlich mehr Partikel in den Taschen und werden in größerer Menge aus der Luft gefiltert.
Der Hi-Flo setzt voll auf die feine Glasfaserstruktur und somit auf mechanische und physikalische Filtereffekte, genauso wie sämtliche Schwebstofffilter (EPA, HEPA, ULPA).
Die Faserstruktur des Synthetikfilters ist loser und bedient sich zur Abscheidung von Partikeln vorwiegend der elektrostatischen Ladung.
Diese Ladung reduziert sich kontinuierlich während des Einsatzes in der Lüftungsanlage und auch bei der Lagerung. Unabhängige Testreihen bestätigen, dass die Wirksamkeit des synthetischen Mediums schon innerhalb weniger Wochen deutlich unter die des Glasfasermediums fällt.
Nach dem ISO 16890-Prüfstandard werden zwei Testreihen durchgeführt. Für die erste Testreihe werden die Filter unbehandelt, also im statisch geladenen Zustand getestet. Für die zweite Testreihe wird die elektrostatische Ladung der Filter mit Hilfe von Isopropanol nahezu vollständig neutralisiert. Für die abschließende Filterklassierung wird aus den beiden Testreihen das einfache arithmetische Mittel gebildet.
Hier sehen Sie die Ergebnisse dieser Messungen, welche durch die unabhängigen Labore Ri.SE und Eurofins durchgeführt wurden. Die rote Linie zeigt die Messergebnisse im geladenen Zustand (ePM1), die blaue die Messergebnisse im künstlich entladenen Zustand (ePM1min). Die grüne Linie zeigt den Mittelwert an.
Abbildung 2: Laborergebnis Synthetikmedium Cam-Flo ePM1 70%
Die Messungen im Labor ergeben, dass die synthetischen Filter nach nahezu vollständiger Entladung im Isopropanolbad bis zu 20% ihrer Wirksamkeit verlieren (bei Partikeln von 0,3 µm). Feldmessungen zeigen allerdings, dass der Leistungsabfall in der Realität deutlich höher ausfällt als im Labor und die vollständige Entladung bereits nach 3-5 Monaten eintritt.
Der langen Standzeit in entladenem Zustand (bis zu 9 Monate) wird in den Testverfahren nach ISO nicht Rechnung getragen. Es wird eine gleichbleibende Wirksamkeit suggeriert, die den Praxistest nicht besteht, wie die folgende Grafik zeigt.
Verlangen Sie immer ein Zeugnis eines unabhängigen Testlabors (RI.SE, VTT oder Eurofins in Europa).
Eurovent-Zertifikate sind keine neutralen Zeugnisse. Die von Eurovent im Zertifikat verwendeten Daten basieren auf einer Selbstdeklaration des Herstellers und zeigen zudem keinen Abscheidegrad in geladenem Zustand.
Diese Problematik hat der glasfaserbasierte Feinstaubtaschenfilter nicht. Denn Glasfasermedien können nicht elektrostatisch aufgeladen werden, sondern setzen voll auf die mechanischen Filtereffekte. So sind die gemessenen Werte (geladen und entladen) immer identisch – und zwar über die gesamte Standzeit hinweg. Die Wirksamkeit bleibt deshalb nicht nur konstant hoch, sondern tatsächlich KONSTANT. Die ISO-Klassifizierung beim Glasfaser-Feinstaubtaschenfilter entspricht somit der tatsächlichen Filterleistung über die gesamte Betriebszeit und bildet die Realität ab.
Abbildung 4: Laborergebnis Glasfasermedium Hi-Flo ePM1 70%
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